Auf ihren zahlreichen Streifzügen mit der Kamera fand Oda Seemann im dörflichen Umfeld ihren frühen Linolschnitt-Stadtansichten verwandte Motive: gestaffelte Dachlandschaften, Durchblicke, Straßenfluchten. Eine große Ruhe und Ausgewogenheit zeichnet die streng gebauten Bildkompositionen der Schwarz-weiß-Fotografien aus. Bewusst gestaltete sie bei der Wahl des Bildausschnitts die Verteilung der Hell-Dunkel-Flächen. Große, zart strukturierte Formen stehen in einem spannungsvollen Kontrast zu rhythmisierter Kleinteiligkeit, schmale weiß beleuchtete Lichtstreifen gegen zusammengezogene Schattenbereiche. Diese Fotos könnten Bildideen für mehrplattige, grauwertreiche Linolschnitte sein.
Ihr aufmerksamer und wertschätzender Blick für die gewachsene Struktur eines württembergischen Dorfes führte sie ganz folgerichtig zum Engagement für die Erhaltung historischer Gebäude. Als eines der Gründungsmitglieder der Bürgerinitiative „Dorfbild Löchgau“ setzte sie sich für den Wiederaufbau der alten Dorfmauer und die Rettung alter Hofensembles ein. Politisch aktiv suchte sie als Gemeinderätin ein Bewusstsein für behutsame, denkmalgerechte Modernisierung zu wecken.




